100 Jahre Wiener Postsportverein: Eine Erfolgsgeschichte in komprimierter Darstellung
Was am 26. September 1919 mit der Vereinsgründung des „Sportvereins der Post- und Telegraphenbediensteten“ amtlich begann, nahm seinen Anfang bereits einige Jahre zuvor. Bereits 1912 wurden von Bediensteten der Post & Telegraphenverwaltung in Wien erste Statuten nach dem Vorbild der ungarischen Kollegen – die bereits 1889 einen Sportverein in Budapest gründeten – verfasst. Die Kriegsjahre des Ersten Weltkriegs verschoben die Gründung auf das Jahr 1919.
Im März 1930 erfolgte die Fusion mit dem Sportklub Post. Der offizielle Vereinsname lautete sodann „Postsportverein der Post und Telegraphenangestellten Österreichs“.
Der Jahreswechsel 1937/38 sollte dann eine zeitgeschichtliche Relevanz für den Postsportverein haben. Nachdem bis dahin die Sektionen und Sportgruppen auf Sportplätzen in ganz Wien verstreut ihren Disziplinen nachgingen, konnte zum Jahreswechsel der Postsportverein die Lehrersportanlage in Wien-Hernals, die auf Gründen der Wienerberger Ziegelfabriken angesiedelt war, übernehmen.
Leider währte die Freude über die eigene Sportstätte nur kurz. Wie für den Großteil der Sportvereine in allen Staaten Europas, brachte der Zweite Weltkrieg eine Zäsur für den Vereinssport. Zahllose Vereinsmitglieder verloren während des Zweiten Weltkriegs ihr Leben. Das Vereinsleben kam teilweise zum Erliegen.
Trotz der großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten in der Nachkriegszeit entwickelte sich der Postsportverein innerhalb kürzester Zeit wieder zu einem europäischen Zentrum sportlicher Spitzenleistungen. Mit großer Energie und persönlichem Engagement konnten zahlreiche Sektionen wieder zu einem geregelten Sportbetrieb übergehen. Zwar waren die Sportstätten teilweise zerstört, der Postsportplatz zum Großteil als Parkplatz für schweres Kriegsgerät der Alliierten genutzt, dennoch herrschte im Postsportverein überall Aufbruchsstimmung.
Die großen Ballsportsektionen (Fußball, Tennis, Handball, Basketball, Landhockey) verbuchten in den 1950er- und 1960er-Jahren Erfolge am laufenden Band. So nahmen die Tennisspieler bald mit Damen und Herren an der Staatsliga teil, die Basketballer dominierten bei Damen und Herren ihre Meisterschaften, die Hockeyherren wurden 13 Mal österreichischer Staatsmeister. Die Handballherren errangen fünf Wiener Titel in Folge, die Fußballer konnten bis in die 1. Wiener Liga aufsteigen.
Die bestehenden Sektionen erfreuten sich regen Zulaufs. Schon bald zeichnete sich ab, dass das Postsportgelände und die sonstigen genutzten Sportstätten an ihre Belastungsgrenzen stoßen sollten.
1969 wurde unter dem neu gewählten Obmann Dr. Heinrich Übleis ein ehrgeiziger 10-Punkte-Plan erarbeitet. Dabei ging es vor allem um Investitionen in die Infrastruktur am Postsportgelände sowie um den Bau weiterer Sportstätten auf zusätzlich geschaffenen Flächen. Das ehrgeizige Ziel, den Postsportverein in Österreichs Sportwelt wieder als führende Kraft zu etablieren, prägte die Vereinsgeschichte der kommenden Jahre.
In diesen Jahren entwickelte sich die Blütezeit des Betriebssports. Führende MitarbeiterInnen der Post & Telegraphenverwaltung identifizierten sich mit dem Verein, verbrachten selbst, als Sportler und Gäste, viel Zeit am Gelände.
1971 wurde ein Herzstück der Postsportanlage errichtet: Der Tennis Centercourt inklusive Clubhaus und Kabinentrakt wurden feierlich eröffnet. Insgesamt verfügte die Sportanlage in diesem Jahr bereits über 15 Tennisplätze im Freien und 2 Hallentennisplätze.
1971 zählte der Postsportverein 23 Sektionen mit mehr als 8.000 Mitgliedern und war damit der größte Sportverein Österreichs.
Weitere Meilensteine der Infrastrukturerweiterungen waren der Ankauf der ersten Tennistraglufthallen und die Umgestaltung der Sporthalle in der Roggendorfgasse. 1973 wurde mit dem Bau einer Bowlinghalle mit 32 Bahnen ein multifunktionales Sport- und Erholungszentrum fertiggestellt. Zeitgleich konnte neben der Bowlinghalle der neue Landhockey-Naturrasenplatz errichtet werden.
Das Sportgelände wurde nun in Richtung Rosensteingasse erweitert. Neben zusätzlichen Tennisplätzen wurden eine Sauna, das Schwimmbad und der Buffetbetrieb seiner Bestimmung übergeben.
Entscheidend für den späteren Erfolg der Hallensportarten war die Möglichkeit im neu errichteten Ausbildungszentrum der Post & Telegraphenverwaltung die dort integrierte Sporthalle für den Vereinssport zu nutzen.
Damit waren die Jahre des rasanten Wachstums der Infrastruktur abgeschlossen. Die gesamte Anlage hatte nun bereits das Aussehen, so, wie wir sie heute kennen.
Ende der 90iger Jahre veränderte sich das wirtschaftliche Umfeld für den Postsportverein und damit die Rahmenbedingungen. Die Post AG und Telekom Austria entstanden als eigenständige Unternehmen, damit war die wirtschaftliche und ideelle Unterstützung des Konzerns nicht mehr gegeben. Der Postsportverein musste sich der gesellschaftspolitischen Realität stellen, Betriebssport im eigentlichen Sinn verlor sukzessive an Bedeutung.
Die großen Investitionen in Sportstätten und Infrastruktur gehörten nun der Vergangenheit an. Doch schon längst hatte sich der Post SV Wien in eine andere Richtung entwickelt. Die einzelnen Sektionen suchten sich ihre Mitglieder vorwiegend in den umliegenden Bezirken, unabhängig vom beruflichen Umfeld.
Erfolge wurden weiterhin gefeiert, zumeist standen hinter den Erfolgen engagierte Funktionäre, die die jeweiligen Sportarten maßgeblich prägten. Die Namen Bek Areschew (Volleyball), Pecanka (Landhockey), Trimmel (Fußball), Terdina (Gewichtheben), Knotzer (Bahnengolf) und Steger (Basketball) sind Synonyme für Titel, die für und im Namen des Postsportvereines geholt wurden.
Seit 2010 umfasst das Postsportgelände drei vollwertige Fußballfelder (2 x Kunstrasen, 1 x Naturrasen), einen Landhockeyplatz (Kunstrasen), 44 Tennisplätze (davon mehr als 30 auch im Winterbetrieb), drei Beachvolleyballfelder, drei Sporthallen, eine fixe Tennishalle mit zwei Plätzen, einen Athletikraum und drei Gastronomiebetriebe. Die Rahmenbedingungen für Vereins- und Publikumssport erfüllen höchste Qualitätsmaßstäbe.
Wie wertvoll der Postsportverein und das Sportgelände für den österreichischen Vereins- und Spitzensport ist, zeigen die Erfolge der letzten 20 Jahre.
Ob Volleyball, Basketball, Landhockey, Minigolf oder Gewichtheben, die PostsportlerInnen zählen zur nationalen und internationalen Elite.
Der Tennissport ist und bleibt ein Herzstück des Postsportgeländes. 4 Tennisclubs und mehrere Tennisschulen bieten Ihre Leistungen am Gelände an, zusätzlich nutzen viele Gäste das Angebot die Tennisplätze zu mieten.
Die Sportart mit den meisten Akteuren am Gelände ist weiterhin Fußball. Mehr als 500 Kinder und Jugendliche in 4 Wiener Clubs (Post SV, Gersthofer SV, Marianum, Endstation Hernals) finden am Postplatz eine sportliche Heimat, im Wiener Fußball sind die Hernalser Teams nicht wegzudenken.